Das Ilmenauer Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT hat neue Werkzeuge zur automatisierten und intuitiven Aufnahme, Produktion, Wiedergabe und Analyse von audiovisuellen Inhalten erarbeitet. Ob zur Realisierung von hochwertigen Audioaufnahmen, der Wiedergabe von räumlichen Klangerlebnissen über Kopfhörer oder für detaillierte Untersuchungen an digitalen Medieninhalten – die am Fraunhofer IDMT entwickelten Tools sollen für effiziente Arbeitsabläufe im Bild- und Tonbereich sorgen und eine hohe Qualität audiovisueller Medien sichern.
Der „Mikrofonmanager“ bietet Tonschaffenden die Möglichkeit zur schnellen und intuitiven Qualitätskontrolle von Audioaufnahmen im Livebetrieb oder im Tonstudio. „Bei der Aufnahme von Konzerten kommt oftmals eine Vielzahl von Mikrofonen zum Einsatz. Das Aufspüren von Qualitätsproblemen ist bislang ein sehr zeitaufwändiges Verfahren, da der Tonmeister in einigen Fällen, wie zum Beispiel bei einer Orchesteraufnahme, bis zu hundert Audiokanäle am Mischpult kontrollieren muss. Mit dem Mikrofonmanager lässt sich dieser mühsame Prozess erheblich reduzieren. Hierfür wird ein virtueller Hörer an eine ausgewählte Position in der digitalen Klangszene platziert. Auf diese Weise lassen sich die entsprechenden Audiokanäle unkompliziert überprüfen und Störgeräusche können deutlich schneller und einfacher lokalisiert werden als bisher“, erklärt Christoph Sladeczek, Leiter der Gruppe Virtual Acoustics am Fraunhofer IDMT, die Vorteile der neuen Technologie. Neben der Möglichkeit, die akustische Szene für spätere Aufnahmen oder Tonmischungen zu speichern, lassen sich mit dem Mikrofonmanager auch halbautomatische Klangszenen aus dem Mikrofonsetup erzeugen.
Neue, innovative Audiowiedergabeverfahren, wie die Technologie der Wellenfeldsynthese, erzeugen zum Beispiel in Planetarien oder bei Live-Events eine akustisch realistische Einhüllung des Publikums. Ein Ring aus Lautsprechern umgibt den Wiedergaberaum und lässt den Zuhörer vollkommen in das 3D-Klanggeschehen eintauchen. Hierfür werden die einzelnen Schallquellen, wie Geige oder Saxophon, am Übertragungsort aufgezeichnet und in einem so genannten objektorientierten Format mit Informationen zu Position, Lautstärke und Richtung abgespeichert. Die Wiedergabe über Kopfhörer war für derartige Produktionen bisher nur eingeschränkt möglich. Mit dem „SpatialSound Headphone“ präsentieren die Akustik-Experten des Fraunhofer IDMT erstmals ein interaktives System zur richtungsgerechten 3D-Audiowiedergabe für Kopfhörer basierend auf der Verwendung von Audioobjekten. Im Gegensatz zur konventionellen Surround-Sound-Wiedergabetechnik werden bei der objektorientierten Wiedergabe nicht die Kopfhörer- oder Lautsprechersignale gespeichert, sondern diese in Echtzeit erzeugt. Auf diese Weise lassen sich räumliche Klangszenen aus bis zu 32 Soundobjekten erstellen und ihre Eigenschaften interaktiv bearbeiten. „Dank unseres neuen Werkzeugs kann eine objektorientierte Audioproduktion über Kopfhörer wiedergegeben werden. Regisseuren bietet sich so beispielsweise die Möglichkeit, aufgezeichnetes 3D-Audiomaterial direkt am Aufnahmeort anzuhören, zu überprüfen und eine grobe Vormischung zu erstellen“, so Alejandro Gasull Ruiz, Projektleiter am Fraunhofer IDMT, der die Entwicklungsarbeiten an der neuen Technologie betreut.
Auf der diesjährigen IBC können sich die Besucher vom 13. bis 17. September 2013 am Stand 8.B 80 in Halle 8 von den neuen Technolgiebausteinen des Fraunhofer IDMT überzeugen.
Info: www.idmt.fraunhofer.de
SpatialSound Wave-Präsentationsraum für Arbeiten an räumlichen Audiowiedergabetechnologien (Foto: Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT)