Die ikonische Medienfassade des Fiesp-Gebäudes an der Avenida Paulista in São Paulo wurde vollständig überarbeitet. ON, das international tätige Unternehmen für audiovisuelle Technologien und ursprünglicher Entwickler der Installation aus dem Jahr 2012, hat die Sesi Digital Gallery umfassend modernisiert. Statt der bisherigen 26.000 LED-Punkte kommen nun mehr als 120.000 eigens entwickelte LED-Einheiten zum Einsatz. Die visuelle Auflösung der Fassade wurde damit vervierfacht, die Helligkeit mehr als verzehnfacht.
Die Sesi Digital Gallery versteht sich als kuratierter Raum für digitale Kunst. Gezeigt werden Werke eingeladener Künstler, audiovisuelle Inhalte mit kulturellem und experimentellem Fokus sowie urbane Kommunikationsformate. Sie unterstreicht die kulturelle Rolle der Fiesp als Förderer von Innovation und Kreativität in Brasilien.
Das Fiesp-Gebäude – ein Beispiel für brasilianischen Brutalismus – verwandelt sich nachts mit seiner trapezförmigen Stahlfassade in eine riesige digitale Projektionsfläche. Die komplette LED-Haut wurde ersetzt: 120.000 LED-Punkte wurden einzeln von Hand auf einer Fläche von 2.818 Quadratmetern montiert.
Die neue Technologie erhöht die maximale Leuchtdichte von 45 auf 471 cd/m², die Auflösung stieg von 221 x 170 auf 480 x 322 Punkte. Die Farbwiedergabe wurde durch 16-Bit-RGB-Verarbeitung erheblich erweitert.
Die neuen LEDs arbeiten mit 24 Volt statt bisher fünf Volt, was Effizienz und Stabilität deutlich verbessert. Jede Einheit ist wetterfest versiegelt, je 40 LEDs bilden einen geschlossenen Block. So wird Korrosion durch das Klima São Paulos effektiv vermieden.
Ein zentrales Ziel war es, die technische Leistungsfähigkeit zu steigern, ohne das architektonische Erscheinungsbild zu verändern. Jedes Montageteil wurde für die geometrisch komplexe Fassade individuell entworfen, da sowohl Gewicht als auch Formvorgaben eingehalten werden mussten. Die Installation begann im Januar 2025 und erfolgte komplett manuell – oft unter schwierigen Witterungsbedingungen und in großer Höhe.
Ein wesentliches Element der Modernisierung war die Entwicklung eines maßgeschneiderten Pixel-Mapping-Systems. Klassische Videomapping-Verfahren ließen sich wegen der besonderen Geometrie nicht einsetzen. Stattdessen wurde jede Steuerbox so programmiert, dass sie exakt weiß, an welcher Position sie sich befindet. Nur so ist eine nahtlose, architekturgerechte Bespielung der Fläche möglich.
Gleichzeitig wurde das Steuersystem überarbeitet. Ein zentrales Steuergerät wandelt Live-Videoinhalte via HDMI, DVI oder DisplayPort in DMX-Signale um und verteilt sie punktgenau über die gesamte Fläche. Für Kreative stellt ON eine intuitive, mit gängiger Gestaltungssoftware kompatible Pixel-Map bereit, mit der sich Inhalte vorbereiten und vorschauen lassen.
Trotz der gestiegenen Leistungswerte wurde auch die Energieeffizienz verbessert. Die Anlage ist für bis zu 14 Stunden Betrieb täglich ausgelegt und erreicht bei maximaler Auslastung einen Leistungsbedarf von 259,72 kW (bei 85 % Effizienz). Zur Sicherung der Betriebssicherheit erfolgt alle zwei Wochen eine präventive Wartung.
ON hatte 2012 das ursprüngliche System installiert und über mehr als ein Jahrzehnt betreut. Bei der nun erfolgten Ausschreibung setzte sich das Unternehmen gegen internationale Mitbewerber durch. Den Ausschlag gaben technische Expertise, langjährige Erfahrung und ein überzeugendes Gesamtkonzept.
Die Fassade ist mittlerweile wieder vollständig in Betrieb. Ein neuer Wartungsvertrag mit fünf Jahren Laufzeit sichert den Betrieb der Galerie langfristig ab. Damit bleibt die Sesi Digital Gallery ein fester Bestandteil des öffentlichen Raums in São Paulo – als Bühne für digitale Kunst und als Zeichen technologischer Erneuerung.
Für ON gilt das Projekt als Symbol: präzise Planung, kreative Umsetzung und Technologie im Dienst kultureller Ausdrucksformen. Die überarbeitete Medienfassade soll Maßstäbe für den Umgang mit urbaner Architektur und digitaler Kunst im öffentlichen Raum setzen.