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L-Acoustics-Installation im Wiener Konzerthaus

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Im Rahmen einer Ausschreibung ist für das Wiener Konzerthaus ein neues Beschallungssystem gesucht worden. Die Vorgaben waren maximal transparenter Klang mit optimaler Abdeckung sowie höchste System-Flexibilität für den Einsatz in unterschiedlichen Sälen und Konfigurationen. In einem Auswahlverfahren vor Ort fiel die Wahl dann auf Produkte von L-Acoustics.

„In meinen 25 Jahren im Touring-Bereich konnte ich umfassende Erfahrungen mit verschiedensten Beschallungssystemen sammeln“, erläutert Ingeborg Doblander, seit vier Jahren Leiterin der Veranstaltungstechnik im Wiener Konzerthaus. Da jedoch ein PA-System für ein Konzerthaus andere Anforderungen als ein Live- oder Club-System setzt, entschieden sich Doblander, der technische Leiter des Wiener Konzerthauses, Jörg Jansen, und ihr Team bewusst gegen ein herkömmliches Shoot-out mit nebeneinander hängenden Systemen. „Wir wollten eine Lösung, welche die Raumakustik entscheidend miteinbezieht.“

Insgesamt fünf Hersteller wurden in Folge einer geladenen Ausschreibung in das aufwendige Auswahlverfahren einbezogen. Im August 2017 erhielt jeder Hersteller einen Tag im Großen Saal des Wiener Konzerthauses (1.240 qm Beschallungsfläche, 1.850 Sitzplätze, aufgeteilt auf Parterre, Balkon und Galerie), um sein individuelles Beschallungskonzept zu realisieren. Zuvor wurde dazu eine umfangreiche Rastermessung vorgenommen, deren Messdaten mitsamt CAD-Plänen den einzelnen Herstellern zur Verfügung gestellt wurden.

Nach dem Aufbau und der Einrichtung wurde das jeweilige System von 28 Probanden in 13 vorab definierten Hörzonen bewertet. „Unser Testbogen bestand aus 18 Fragen, die an den MUSHRA-Test (Multi-Stimulus Test with Hidden Reference and Anchor) angelehnt und nach dem Schulnotensystem zu beurteilen waren“, erläutert Doblander. „Als Hörbeispiel hatten wir eine sechsminütige Loop-Sequenz aus für unser Haus repräsentativen Musikgenres geschnittenen. Nach jeder absolvierten Hörzone konnten die Probanden nach Belieben in die nächste wechseln oder eine kurze Pause einlegen. Letztendlich musste jeder Teilnehmer jedoch alle Hörzonen beurteilen.“ Im Anschluss an den vierstündigen Hörtest wurde jedes System zusätzlich vom Ton-Team des Wiener Konzerthauses gemessen. Als unabhängiger Berater zeichnete zudem Peter Willensdorfer von der Firma Tonarchitektur verantwortlich, der den kompletten Ausschreibungs- und Bewertungsprozess begleitete.

Das Siegersystem von L-Acoustics überzeugte alle Beteiligten nicht nur in klanglicher Hinsicht, sondern auch mit seinem Handling, den kurzen Auf- und Abbauzeiten sowie durch Flexibilität – schließlich sollte das System nicht nur im Großen Saal, sondern auch in den anderen, kleineren Kammermusik-Sälen in gestackten Varianten zum Einsatz kommen. „L-Acoustics hat uns mit einem präzise ausgearbeiteten Beschallungskonzept überzeugt, das unter Berücksichtigung der Raumakustik den gesamten Zuschauerbereich im Großen Saal abdeckt“, so Doblander.

Insgesamt besteht das neue Beschallungssystem im Wiener Konzerthaus aus zwei 16er Kara-Hangs (L/R), 4x Kiva II im Center, 2x X15HiQ als Outfill für die Proszeniumsloge, 2x X8 als L/R-Outfill für die Orchestersitze und 7x 5XT als Frontfill. In den Bässen kommen je vier SB18 auf beiden Bühnenseiten nebeneinander in Cardioid-Anordnung zum Einsatz, ergänzt durch 2x KS28 im Center. Angetrieben wird das komplette System durch 8x LA12X und 4x LA4X. Für die flexible Nutzung in den einzelnen Sälen wurde ein Teil der Verstärker in mobilen Silent-Racks untergebracht.

„Das System ist nicht festinstalliert“, erläutert Ingeborg Doblander. „Lediglich ein kleiner Teil der Kabel im Großen Saal ist als fixer Leitungszug ausgelegt. Je nach Konzert bauen wir beinahe täglich auf, ab und um. Ein Teil der LA12X und LA4X sind fest in einem Rack in einem kleinen Raum oberhalb der Gitterlogen untergebracht. Der Leitungszug von dort bis zu den Anschlusspanelen Stage-right und Stage-left wurde von der Firma Signal Sound & Light Distribution GmbH durchgeführt. Weiterhin gibt es einen Kabelzug vom Verstärkerraum bis zur Gitterloge, aus der die Lautsprecherkabel auf die Traverse geführt werden. Auf der Bühne befinden sich zwei mobile Racks für die Front- und Outfills sowie die Subwoofer.“

Das erste Konzert mit der neuen L-Acoustics Beschallung fand am 24. Mai 2018 mit einem Konzert des achtköpfigen Crossover-Ensembles „Red Baraat“ statt. Vorab erstellte L-Acoustics Application Engineer Martin Rode Session-Files als Ausgangsbasis für die drei unterschiedlichen Bühnengrößen. Zudem wurde das System durch Ingeborg Doblander und Peter Willendorfer im diffusen Schallfeld eingemessen. Wie in jedem Raum, gibt es auch im Wiener Konzerthaus Bereiche, die einer besonderen Aufmerksamkeit erfordern. „In der Vergangenheit hatten wir im Großen Saal immer wieder Probleme mit der Abdeckung der Proszeniumslogen (seitliche Logen unmittelbar links und rechts der Bühne) sowie der Kurven im Balkonbereich. Dies wurde mit dem L-Acoustics System raumakustisch sehr gut gelöst. Zudem fügt sich das gesamte System perfekt in das optische Erscheinungsbild des Saals ein.“

Info: www.l-acoustics.com

L-Acoustics Installationen (Foto: L-Acoustics)